Das Handy vibriert im Minutentakt. Pushmeldungen aus aller Welt. Noch schnell die SMS checken, auch die Mailbox meldet sich: Newsletter, Mails mit Wichtigem und Unwichtigem und dann klingelt auch noch das Telefon. Wer kennt es nicht, das ständige Auf-Empfang-Sein? Sehnen wir uns nicht nach digitalen Detox-Pausen, die uns mal wieder zur Ruhe kommen lassen?
Zur Ruhe kommen. Wir sehnen uns danach. Gleichzeitig haben wir aber beinahe vergessen, was es bedeutet. Das Tempo unseres heutigen Daseins hat uns voll im Griff. «Nur noch schnell dies erledigen und jenes tun». Wir stehen ständig unter Stress und kommen auch abends viel zu selten zur Ruhe, weil wir geschäftliche und private Verpflichtungen wahrnehmen müssen. Schliesslich möchten wir auch noch ein bisschen sozial sein, und man soll ja auch seine Freunde pflegen. Multitasking, Daueraktivität, Reizüberflutung: Und plötzlich stehen wir an. Burn-Out heisst die heutige Gesellschaftskrankheit. Emotionale Erschöpfung, ein Gefühl der Überforderung und die miteingehende reduzierte Leistungszufriedenheit brennt uns aus. Zuweilen spüren wir uns selber nicht mehr. Nicht nur Kliniken, mittlerweilen bieten auch Hotels im In- und Ausland Kuren in allen erdenklichen Varianten an. Natürlich helfen auch Ferien gegen Stress. Doch auch mit einfachen Übungen und Gewohnheiten kann man entschleunigen und zu seiner inneren Ruhe zurückfinden.
Achtsamkeit als Ansatz
Yoga boomt, Meditieren wird salonfähig und wie in den letzten Tagen zu lesen war, boomt die Studienrichtung Psychologie nicht nur an der Uni Zürich. Dies als «Gegenbewegung» zum ständigen Multitasking und unserer Daueraktivität zu bezeichnen, wäre wohl etwas voreilig. Fest steht aber, dass sich eine gewisses «Bewusstwerden» in unserer Gesellschaft breit macht, die sich auch in der Politik niederschlägt. «Achtsamkeit» ist zurzeit in vieler Munde. Achtsamkeit ist weder ein Modetrend noch ein Tool zum Glücklichsein, sondern ein Lebensstil, der Achtsamkeit gegenüber sich selbst, den Mitmenschen und der Umwelt umfasst. Dabei geht es um das «Jetzt», den Moment passiver Wahrnehmung, in dem man seinen gegenwärtigen Zustand von Körper und Gemüt ohne Gedankenströme erfährt. Achtsamkeit kann auch als Form der Aufmerksamkeit verstanden werden, was aber bei rasantem Lebenstempo nur schwer realisierbar ist. Darum heisst das Motto: Entschleunigen und «einen Gang herunterschalten».
Am Anfang steht der Atem
Nicht jeder nimmt sich die Zeit für eine intensive Kur- oder Ferienauszeit. Umso wichtiger ist es, Achtsamkeit in den Alltag einzubauen. Fangen Sie mit Atemübungen an. Bewusstes Atmen ist kein aktiver Eingriff in die Atmung; vielmehr die Möglichkeit, durch das aufmerksame und wertfreie Beobachten der Atemvorgänge, Bewusstsein und damit auch eine innere Ruhe zu erlangen. Unsere Atmung ist die Verbindung zur körperlichen, seelischen und geistigen Dimension und ist die Beschreibung der Lebensenergie. Tief Luft holen und durchatmen hilft auch, wenn man sich nervt oder wenn man sich konzentrieren muss. Eine ganz einfache Atemübung bringt Sie jederzeit zur Ruhe: Achten Sie im Sitzen oder Liegen bewusst darauf, wie die Luft durch die Nase in den Körper einströmt, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt. Folgen Sie in Gedanken dem Luftzug durch Nase, Luftröhre, Lunge und zurück und lassen Sie alle Gedanken, die der Verstand Ihnen schickt wieder los. Im Hier und Jetzt gibt es keine Probleme, sind keine Aufgaben zu erledigen. Da kann man einfach sich selber sein. Sie werden sehen, wie schön es sein kann, wenn die Gedanken zum Stillstand kommen. Denn «in der Ruhe liegt die Kraft».